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Hildegard von Bingen ganz vergnüglich

Viele Kerzen flackern auf den feierlich gedeckten Tischen. Die Gäste sitzen eng beieinander, denn das Restaurant ist fast bis auf den letzten Sitzplatz ausgebucht. In der Mitte des Restaurants steht Dr. med. Julia Kleinhenz in mittelalterlichem Gewand und berichtet detailreich aus dem Leben der Hildegard von Bingen:

„Hildegard war im Mittelalter eine der wenigen Frauen, die selbst Lesen und Schreiben konnte. So etwas war nur im Kloster möglich. Es ist ihr von dort aus gelungen, ein gut funktionierendes Netzwerk in ganz Europa aufzubauen. Gelehrte, Staats- und Kirchenmänner schätzten sie als Ratgeberin und standen in schriftlichem Kontakt zu ihr“. 

Die Gäste lauschen ihren Ausführungen gespannt. Manchmal stellt jemand eine interessierte Zwischenfrage, die erfreut beantwortet wird. 

Nur hin und wieder werden die Schilderungen von Frau Dr. Kleinhenz durch den Hinweis aus der Küche unterbrochen, dass der nächste Gang zum Servieren bereit steht. Dann erläutert Frau Dr. Kleinhenz kurz die Besonderheiten der Speisen und in welchem Zusammenhang sie mit der Küche Hildegard von Bingens stehen. Die Gäste lassen sich offenkundig gerne für einen Moment durch die ansprechend angerichteten Speisen vom Vortrag ablenken. 

Frau Dr. Kleinhenz verknüpft die Biografie Hildegard von Bingens mit anschaulichen Details aus dem Alltagsleben im Mittelalter:

„Das Kleid mit Kapuze, das ich hier trage, war im Mittelalter ein typisches Alltagskleid. Es musste aus haltbarem Stoff gemacht sein, damit es möglichst lange alle Strapazen mitmachen konnte. Besonders praktisch war es, weil auch so etwas wie ein kleiner Rucksack angenäht ist. In der Kapuze konnte mann ein paar Kleinigkeiten verstauen und hatte die Hände frei“ 

Um spürbar zu machen, wie solch ein Abend sich um 1.000 n.Chr. vermutlich angefühlt hätte, wird für einen Moment das elektrische Licht ausgeschaltet.

Der Vortrag von Frau Dr. Kleinhenz bei Kerzenschein

Licht spenden jetzt nur noch die flackernden Kerzen auf den Tischen, deren Schmuck sich im Moment nur noch schemenhaft erahnen lässt. In diesem Zusammenhang erläutert Frau Dr. Kleinhenz, wie Heilkunst im Mittelalter praktiziert wurde und welche Schwierigkeiten es heute etwa bei der Interpretation der Texte Hildegard von Bingens gibt: 

„Der Sprachgebrauch war damals ein anderer und wenn ich das lese, dann frage ich mich oft: ‚Was meint sie denn jetzt genau?‘ Zum Beispiel sind die Mengenangaben in ihren Rezepturen aus medizinischer Sicht nicht eindeutig. Da steht dann zum Beispiel: ‚Man nehme viel von dieser Zutat und ganz viel von einer anderen Zutat‘. Aus medizinischer Sicht ist das viel zu ungenau und geht natürlich gar nicht. Wir sagen hier ja auch, dass wir nach Hildegard von Bingen kochen und nicht genau so wie sie. Das können wir Ihnen leider nicht garantieren“. 

Insgesamt sieht Frau Dr. Kleinhenz jedoch Ähnlichkeiten zwischen der Kräuterkunde der Hildegard von Bingen und der traditionellen chinesischen Medizin. In beiden Fällen wird der Ernährung eine grundlegende Bedeutung für die Gesundheit des Menschen zugeschrieben. Und sogar in den Details gibt es einige erstaunliche Übereinstimmungen, obwohl die Lehren aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Jahrhunderten stammen. 

Hildegard von Bingen prägt die Küche in der Gegen bis heute
Der Nachtisch mit Zimteis und in Wein gedünstetem Apfel rundet das Menü gelungen ab

Der Abend voll spannender Geschichten und kulinarischer Genüsse klingt aus mit einem äußerst delikaten Nachtisch, bestehend aus in Wein gedünstetem Apfel, Quittengrütze und Zimteis. Frau Dr. Kleinhenz beruhigt die Gäste, indem sie erklärt, dass so eine kleine Nascherei hin und wieder schon einmal sein darf.

Am Ende des Abend werden Frau Dr. Kleinhenz und Frau Bonnet samt Team mit Applaus belohnt.

Hildegard von Bingen In Bonnets Weincabinet
Applaus für Frau Bonnet samt Team und Frau Dr. Kleinhenz

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